Zufällig fand ich heute in der Süddeutschen Zeitung ein Interview mit Ihnen, samt Bild. Mir hat beides gefallen. Volksentscheide bedeuten Basisdemokratie, das gefällt uns Anarchistinnen und Anarchisten immer. Was Ihr Bild angeht, so bin ich überzeugt, Menschen anhand ihrer Gesichtsausdrücke in die Seelen sehen zu können. Meistens sehe ich Profilneurosen und Verlogenheit, in Ihrem Falle sah ich etwas wundervolles: Sie sind gerecht, anständig, und dabei in gesunder Weise sehr selbstbewusst und klug.

Mittlerweile habe ich zudem herausgefunden, dass Sie für Sophie Scholl und die Weiße Rose das Selbe zu empfinden scheinen wie ich. Auch das spricht in meinen Augen klar für Sie.

Liebe Beatrice von Weizsäcker, Sie wollen die politische Diskussion im Internet. Das wollen wir auch. Wir mussten bisher feststellen, dass das nicht möglich ist: Sobald man mit Vorstellungen kommt, die denen, die an streng hierarchischen Strukturen interessiert sind, nicht gefallen, fallen Mobber und Diffamierer über einen her.

Zudem wird Diskussion offenbar von niemandem mehr beherrscht: Anstatt systematisch durch den Austausch von Argumenten letztlich zu einem gemeinsamen Ergebnis zu kommen, werden bestenfalls Standpunkte ausgetauscht, verliert sich irgendwann jeder noch so gute Diskussionsansatz im Nichts.

Liebe Beatrice von Weizsäcker, Sie haben in jeder Weise das Format, diskutieren zu können. Davon bin ich absolut überzeugt.

Wir wiederum haben klare Ziele und klare Vorstellungen, wie zu diesen zu gelangen sei.

Dabei vertreten wir begründet die Auffassung, dass es zu unseren Vorstellungen keine Alternative gibt, wenn die Menschheit überleben will.

Kerngedanke ist, dass unerfüllte Triebe zu Kompensationshandlungen treiben, die aber niemals zu einer Sättigung führen. Auswirkungen unerfüllter Triebe u.a.: Unersättliche Gier nach Macht und Geld, unersättlicher Konsumzwang. Kurzum: Das Wachstumsprogramm hin zum Totalcrash.

Zu unseren Erkenntnissen gehört es, dieser Punkt ist sehr wichtig, dass menschliche Intelligenz nicht als -ndividualintelligenz konzipiert ist, sondern als Kollektivintelligenz, als die sie aber nur unter ganz konkreten Umständen perfekt funktioniert.

Besonders macht sich dieser Punkt hinsichtlich der Leistungen weiblicher und männlicher Intelligenz bemerkbar. Zwar sind Frau und Mann gleichermaßen intelligent, aber auf unterschiedliche Weise spezialisiert, was ihr Denken betrifft. Während der Mann -bedenkenloser- darauf los denkt, damit der bessere Ideenproduzent ist, denkt die Frau besonnener, abwägender, fragt sich bei allem sofort nach den möglichen Konsequenzen für alle und alles. Damit ist sie die bessere Ideenprüferin, die bessere Entscheiderin.

In dieser Rolle brauchen wir Sie. Unbedingt: Nur eine Frau wie Sie ist in der Lage, mögliche Fehler in unseren Vorstellungen und Konzepten noch auszumachen. Auf der anderen Seite könnte es natürlich auch sein, dass wir Ihren Horizont durch unsere Ideen erweitern könnten. Jedenfalls würde eine Diskussion zwischen Ihnen und mir nichts Böses sein, jedenfalls könnte sie niemandem schaden.

Liebe Frau Beatrice von Weizsäcker, wir bitten Sie auf Knien, sich als Prüfstein unserer Konzeption zur Verfügung zu stellen. Sie haben bereits in Foren diskutiert, wir könnten das in einem öffentlichen Forum machen. Selbstverständlich können Sie sich sicher sein, dass ich es nicht wagen würde, mir Ihren Unmut zurecht zuzuziehen: Gerechte und anständige Frauen sind uns heilig, und ich würde mich bei meinen Herzensschwestern und Herzensbrüdern enorm unbeliebt machen, wenn ich das nicht achten würde.

Ich würde mich sehr darüber freuen, wenn Sie Kontakt mit mir aufnehmen würden, am besten telefonisch: Ich denke, der Staatsschutz würde eine Menge dafür tun, dass Emails von Ihnen nicht bei mir, Emails von mir nicht bei Ihnen ankämen.

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Mit herzlichen Grüßen im Namen von United Anarchists

Winfried Sobottka, Sprecher von United Anarchists in Deutschland, Karl-Haarmann-Str. 75, 44536 Lünen, Tel.: 0231 986 27 20